Kurioser Vorfall am Bundesliga-Nachmittag in Wolfsburg. Per Stadiondurchsage wurde in der Autostadt ein vierter Offizieller für das Bundesligaspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln gesucht.
Warum? Nach rund 15 Minuten klärte Kölns Abwehrmann Marvin Finkgräfe einen Ball ins Seitenaus - und traf Linienrichter Thorben Siewer voll am Kopf. Dieser sackte zusammen, wurde minutenlang behandelt und schließlich aus dem Innenraum geleitet.
Der vierte Offizielle Nicolas Winter machte sich also bereit, Siewer, der einst selbst für Wolfsburg spielte, an der Linie zu ersetzen. Damit war das Schiedsrichterteam allerdings dezimiert, sodass sich der Wolfsburger Stadionsprecher kurzerhand per Durchsage an die anwesenden Zuschauer wandte. Tenor: „Wer kann den Job des vierten Offiziellen übernehmen?“
Schnell fand sich ein Zuschauer, der den Weg in den Innenraum antrat. Tobias Krull, hauptberuflich Sportlicher Leiter des MTV Gifhorn, kam völlig überraschend zu seinem ersten und vermutlich einzigen Bundesligaeinsatz im Leben. Er hat einen Schiedsrichterschein. Nach rund 15 Minuten Unterbrechung wurde das Spiel tatsächlich mit Krull als viertem Offiziellen fortgesetzt.
Der Wolfsburger Anhang nutzte die Unterbrechung indes gleich noch, um gegen einen möglichen Investoreneinstieg bei der DFL zu protestieren. nach zwölf Minuten des Stimmungsboykotts warfen die Wölfe-Anhänger zahlreiche Goldtaler auf den Rasen. Eine Protestform, die mittlerweile seit mehreren Spieltagen durch die Fußballstadien der Republik schwappt.
Auf dem Platz hatten beide Mannschaften bis dato ihre Chancen zur Führung, genutzt wurde jedoch keine. Während die Kölner mit einem Sieg den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze wahren wollen, geht es für die Wölfe darum, Europa nicht aus den Augen zu verlieren. Die jüngsten Unentschieden gegen Mainz 05 und den 1. FC Heidenheim (jeweils 1:1) waren dafür deutlich zu wenig.